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Rektummukosaprolaps

Kategorie: Haemorriden.net » Expertenrat Hämorrhoiden | Expertenfrage

24.07.2015 | 22:50 Uhr

Sehr geehrte Frau Dr. Schönenberg-Hackenberg,

seit sehr vielen Jahren habe ich, weiblich, 50 jahre jung, Probleme mit Hämorrhoiden, die immer mit Ligaturen abgebunden worden sind. Ich bin seit Jahren in proktologischer Behandlung.

Seit Wochen habe ich aber jetzt folgende Symptome: ca. 8 x am Tag Stuhlgang in kleinen Portionen, Stuhldrang, Gefühl der unvollständigen Entleerung, beim Pressen das Gefühl, daß eine "Wurst" aus dem After kommt, die ich für Kot halte, aber es ist kein Kot. Diese Wurst kann man auch wieder in den After hineinziehen. Das ist mittlerweile psychisch sehr belastend. Wenn ich dringend muß, muß ich SOFORT gehen, sonst ist es sozusagen zu spät. Mein Proktologe diagnostizierte einen Rektummukosaprolaps und verordnete jetzt Beckenbodengymnastik (Pelvica), die aber bisher keinen Erfolg gebracht hat. Der Tonus ist zu hoch. Manchmal Steißbeinschmerzen/Beckenbodenschmerzen. Ich vermeide nun immer zu pressen beim Stuhlgang, damit die Schleimhaut nicht nach außen rutscht, was aber nicht immer gelingt, da ich den Druck für Stuhl halte. :-(

Der Proktologe hat mich nicht weiter über diesen Prolaps aufgeklärt, er hat eine Tastuntersuchung gemacht und eine Gummibandligatur wegen Hämoorhoiden Grad2. An Verstopfung habe ich nie gelitten, habe aber im letzten Jahr 2 Monate eine schwere Darminfektion gehabt mit 15x Durchfall am Tag. Könnte das die Ursache für den Prolaps sein? Pressen mußte ich nie. Ich bin jetzt ratlos und fühle mich damit alleingelassen. Ich glaube nicht, daß Beckenbodengymnastik (Atemübung) hier noch Linderung bringen kann. Ein Analdehner wurde mir nicht empfohlen. Ich habe Angst, daß irgendwann beim Pressen der gesamte Rektum herausfallen könnte. Was raten Sie mir? Ich denke über eine OP nach....wäre das zum jetzigen Zeitpunkt schon empfehlenswert? Es handelt sich wohl um die STARR-OP (habe mich im Netz informiert). Bisher wurden keine weiteren Untersuchungen gemacht. Der Proktologe (Köln) hielt das ganze noch nicht für stark behandlungsbedürftig (wie mir scheint). Aber die ständige"kleine" Stuhlentleerung nervt extrem. Auch habe ich jetzt mehr Stuhlschmieren.

Danke für einen Rat. Welche Behandlung sollte ich hier vornehmen lassen? Bin echt verzweifelt. Abwarten oder Handeln? Kann man hier überhaupt noch abwarten? Liebe Grüsse

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Bisherige Antworten
Expertin Schönenberg-Hackenberg
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25.07.2015, 11:38 Uhr
Antwort von Expertin Schönenberg-Hackenberg

Nach Ihrer Beschreibung scheint es doch so zu sein, das jetzt ein kompletter oder fast kompletter Rektumprolaps vorliegt. Für den Arzt ist dieses Problem manchmal schwer zu erkennen, eine Untersuchung ist manchml im Hocken des Patienten sinnvoll, um das ganze Ausmaß des Problems wirklich zu erkennen.

Über die Ursachen zu spekulieren ist nicht zielführend, schwaches Haltegewebe, vorhergehende schwere vaginale Geburten, Durchfallperioden, meist gibt es viel Aspekte, wichtig ist der aktuelle Status. Ich halte es für möglich, dass eine Operation für Sie eine vernünftige Therapie wäre, denn Sie sind jung, diese Art von Problemen werden mit zunehmendem Alter meist schlechter und sind dann im höheren Alter nur komplizierter durch Begleiterkrankungen etc.

Ich würde ganz pragmatisch zunächst einmal zu einer zweiten Meinung raten, unbedingt muss dies aber ein erfahrener Proktologe sein !!

MfG

Dr. E. S. 

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25.07.2015, 15:13 Uhr
Kommentar

Danke für Ihre rasche Antwort Frau Dr. Schönenberg-Hackenberg.

Ich habe auch oft ein Brennen am After, das ich vergessen habe zu erwähnen. Nicht jedes Mal, wenn ich Stuhlgang habe, habe ich dieses "Vorfall-" oder "Wurst"-Gefühl (ich kann auch nicht genau sagen, wieviel dort aus dem After herausfällt, vielleicht ist es ja weniger als ich fühle), ich versuche, überhaupt nicht mehr zu pressen, sondern warte, bis der Stuhl von selbst quasi rauskommt. Die Untersuchung wurde im Liegen (linke Seite) durchgeführt, sonst wurde ich immer im Proktologenstuhl untersucht. Vielleicht hätte man den Prolaps so auch besser beim Preßversuch sehen können. Er sagte, das nichts schwerwiegendes vorliegen würde. Bei der Tastuntersuchung stellte er im Enddarm starke Verspannungen fest, die beim Draufdrücken auch schmerzhaft waren. Er sagte, der Beckenboden/Enddarm sei total verkrampft, was auch meine Physiotherapeuten bestätigt hat (ebenfalls durch Tastuntersuchung). Wie soll ich diese Verspannungen lösen? Das hat mir noch niemand sagen können. Vielleicht geht ja dadurch ein kleiner Teil der Schleimhaut wieder zurück an seinen Platz? Ja, ich habe schwaches Bindegewebe und bin in den Wechseljahren. Er ist ein sehr erfahrener Proktologe in Köln und auch Chirurg und Beckenbodenspezialist sozusagen. Eine Ligatur betr. Prolaps wurde nicht vorgeschlagen.

Ich habe ein wenig Angst vor der Operation, das etwas schief gehen könnte, weil ich da öfters im Leben schon Pech hatte und die Narkose gar nicht gut vertrage (habe danach wochenlang schlimme Depressionen). Ich bin auch panikerkrankt und habe einen Reizdarm seit ca. 30 Jahren. Eine Darmspiegelung wurde letztes Jahr durchgeführt. Wieviel Erfolg bringt die Operation? Ich werde mir wohl jetzt eine Zweitmeinung einholen müssen (ebenfalls in Köln).

Ich hoffe, wenn ich nicht stark presse, mir ein kompletter Vorfall, der nicht mehr in den After zurückzuziehen ist, erspart bleibt.

Was mache ich, wenn dies geschieht? Kann ich die Schleimhaut dann nicht mehr hineinziehen oder zurückschieben? Muß dies SOFORT operiert werden?

Wenn mein Stuhl breiig ist, kann ich den Stuhl nicht mehr gut halten. Wenn er fester ist, ist es etwas besser.

Danke sehr für Ihre Hilfe, das weiß ich sehr zu schätzen. Sorry, daß ich sie nochmals nach ein paar Dingen fragen muß. 

Liebe Grüsse 

Expertin Schönenberg-Hackenberg
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26.07.2015, 21:35 Uhr
Antwort von Expertin Schönenberg-Hackenberg

Mein Rat bleibt bestehen: holen Sie eine zweite Meinung ein und bestehen Sie auf einer Untersuchung inder Hocke, denn in Linksseitenlage kann man einen echten Prolaps oft nicht sicher einschätzen.

Alles Gute !

Dr. E. S.