Frau mit Genitalherpes lässt sich von ihrem Partner trösten.
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Symptome können Hämorrhoiden ähneln

Genitalherpes: Herpes genitalis bei Frau und Mann

Von: Miriam Müller (Medizinautorin), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.04.2025

Genitalherpes zählt zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen und betrifft Frauen und Männer gleichermaßen. Eine Ansteckung erfolgt meist durch sexuellen Kontakt, ist aber auch ohne direkten Geschlechtsverkehr möglich. Erfahren Sie, welche Symptome auf Genitalherpes schließen lassen, wie die Behandlung erfolgt und ob es Spätfolgen gibt.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Genitalherpes

Genitalherpes äußert sich in Form von gruppierten, flüssigkeitsgefüllten Bläschen. Diese platzen nach kurzer Zeit auf und können nässende, schmerzhafte Geschwüre hinterlassen. Die kleinen Wunden verkrusten mit der Zeit und heilen ab.

Genitalherpes wird meist durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt mit einer infizierten Person übertragen, zum Beispiel beim Vaginal-, Anal- oder Oralsex. Das Risiko ist besonders hoch, wenn sichtbare Bläschen vorhanden sind. Auch symptomlose Infizierte können das Virus weitergeben.

Ja, aber das ist selten. Eine Übertragung über gemeinsam benutzte Gegenstände ist unwahrscheinlich. Möglich ist eine Ansteckung durch Küssen, wenn das Virus von Mund auf Genitalien gelangt, oder mit den Händen von einer Körperstelle auf eine andere übertragen wird.

Genitalherpes wird in der Regel mit virushemmenden Medikamenten (Virostatika wie Aciclovir) behandelt. Diese lindern die Beschwerden und können den Krankheitsverlauf verkürzen.

Was ist Genitalherpes?

Genitalherpes (Herpes genitalis) ist eine häufige, sexuell übertragbare Virusinfektion, die durch Herpes-simplex-Viren (meist HSV-2, seltener HSV-1) verursacht wird. Die Ansteckung erfolgt häufig durch ungeschützten Geschlechtsverkehr – wie beim Vaginal-, Anal- oder Oralsex.

Kommt es zu einem Ausbruch, zeigt sich Genitalherpes meist durch schmerzhafte, juckende Bläschen und Ausschläge im Intimbereich. Begleitend können Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten.

Nach einer Infektion verbleiben die Herpes-simplex-Viren lebenslang im Körper. Sie können jederzeit – zum Beispiel durch Stress oder ein geschwächtes Immunsystem – reaktiviert werden und so zu erneuten Ausbrüchen führen.

Ähnliche Symptome bei Herpes im Intimbereich und Hämorrhoiden

Sowohl Genitalherpes als auch vergrößerte Hämorrhoiden können Beschwerden im Genital- und Analbereich verursachen, zum Beispiel Juckreiz, Brennen oder Schmerzen. Die Ursachen und Behandlungsmaßnahmen sind jedoch unterschiedlich.

Gerade bei ungeklärten Symptomen ist eine ärztliche Abklärung wichtig, um zwischen einem Hämorrhoidalleiden, Infektionen wie Genitalherpes und anderen Erkrankungen im Intimbereich zu unterscheiden.

Genitalherpes: Ursache und Ansteckung

Ursache von Genitalherpes ist eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren. Hierbei werden zwei Arten unterschieden:

  • Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1): hauptsächlich Auslöser von Lippenherpes, kann aber auch Genitalherpes verursachen

  • Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2): meist verantwortlich für Genitalherpes; kann in seltenen Fällen auch Lippenherpes auslösen

Eine Ansteckung mit HSV-1 oder HSV-2-Viren führt oft nach einer sogenannten Inkubationszeit – das ist die Zeit zwischen Ansteckung und den ersten Beschwerden – von vier bis sieben Tagen zu Symptomen.

Manchmal dauert es aber Wochen, Monate oder Jahre, bis sich erste Anzeichen zeigen. Darüber hinaus entwickeln die meisten Menschen keine oder nur unauffällige Symptome.

Wie erfolgt die Ansteckung mit Genitalherpes?

Die Erreger werden hauptsächlich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen – egal ob vaginal, anal oder oral. Besonders risikoreich ist der Kontakt mit Schleimhäuten, wenn bereits sichtbare Bläschen oder Wunden vorhanden sind.

Eine Infektion ist aber auch möglich, wenn keine Symptome bestehen, denn das Virus kann auch in symptomfreien Phasen weitergegeben werden.

Das Risiko einer Ansteckung hängt von verschiedenen Faktoren ab – etwa

  • der Anzahl der Sexualpartner*innen,
  • der Nutzung von Kondomen und
  • dem eigenen Immunstatus.

Während eines akuten Ausbruchs ist das Ansteckungsrisiko am höchsten. Im Verlauf der Infektion nimmt die Ansteckungsfähigkeit meist ab, aber eine Übertragung ist auch Jahre nach der Erstinfektion noch möglich.

Genitalherpes ohne sexuellen Kontakt

Eine indirekte Übertragung der Viren, etwa über Sexspielzeug, benutzte Kondome oder getragene Unterwäsche, ist zwar grundsätzlich möglich, kommt aber deutlich seltener vor. Herpesviren können außerhalb des Körpers zwar einige Stunden bis maximal zwei Tage überleben, doch eine Ansteckung über gemeinsam genutzte Handtücher, Bettwäsche oder Toilettensitze ist äußerst unwahrscheinlich.

Ansteckung in der Schwangerschaft

In seltenen Fällen kann das Virus während der Geburt von der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden. Besonders gefährlich ist dies, wenn sich die Mutter erst kurz vor der Entbindung erstmals infiziert. In solchen Fällen kann unter Umständen ein Kaiserschnitt empfohlen werden, um das Infektionsrisiko für das Kind zu verringern.

Genitalherpes: So erfolgt die Behandlung

Bei einer erstmaligen Erkrankung verschreiben Ärzt*innen in der Regel antivirale Medikamente (sogenannte Virostatika) in Tablettenform. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind

  • Aciclovir, 
  • Valaciclovir oder
  • Famciclovir. 

Diese Medikamente können die Dauer des Krankheitsverlaufs verkürzen und die Beschwerden deutlich lindern – vor allem, wenn sie möglichst früh (innerhalb der ersten 24 Stunden nach Auftreten der Symptome) eingenommen werden.

Speziell virushemmende Salben oder Cremes sind bei Genitalherpes meist wirkungslos. Desinfizierende Salben können jedoch helfen, eine zusätzliche bakterielle Infektion der Hautbläschen zu verhindern. Bei starken Schmerzen können vorübergehend zusätzlich Schmerzmittel eingenommen werden.

Auch während einer Behandlung mit antiviralen Medikamenten bleibt Genitalherpes ansteckend.

Behandlung bei erneuten Ausbrüchen

Bei wiederkehrenden Ausbrüchen ist nicht immer eine medikamentöse Behandlung notwendig. In bestimmten Fällen – etwa bei häufigen oder besonders belastenden Rückfällen – kann dennoch die Einnahme von Virostatika ratsam sein. Einige Betroffene mit sehr häufigen Ausbrüchen nehmen die Medikamente nach ärztlicher Rücksprache auch längerfristig vorbeugend ein.

Dauertherapie bei häufigem Intimherpes

Wer häufig Genitalherpes hat, kann sich über eine dauerhafte Behandlung mit antiviralen Medikamenten beraten lassen. Diese verringern die Virusaktivität und das Ansteckungsrisiko. Ein Bluttest auf Antikörper kann bei der Entscheidung helfen. Haben beide festen Partner denselben Virustyp, ist eine Vorbeugung meist nicht nötig. Virostatika können Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Schlafstörungen verursachen.

Genitalherpes bei Frau und Mann: Aussehen und Symptome

Bereits vor den ersten sichtbaren Anzeichen kann es zu Kribbeln, Jucken oder Brennen im Intimbereich, aber auch am After kommen. Einige Tage nach der Infektion bilden sich kleine, gruppierte, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen im Genital- oder Analbereich, die sehr schmerzhaft sein können.

Diese Herpesbläschen platzen meist nach einigen Tage auf und bilden kleine, nässende Geschwüre. Nach einigen Tagen verkrusten sie und heilen innerhalb von einigen Wochen ab. 

Oft gehen die Hautveränderungen mit allgemeinen Symptomen einher:

  • geschwollene Lymphknoten in der Leistengegend
  • Fieber
  • allgemeines Krankheitsgefühl
  • Müdigkeit
  • Gliederschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen

Genitalherpes bei der Frau und beim Mann

Die Symptome unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern:

  • Bei Frauen können sich an Schamlippen, Scheide sowie Gebärmutterhals stark juckende Herpesbläschen bilden. Zusätzlich leiden viele Betroffene an vermehrtem Ausfluss aus der Scheide sowie Schmerzen beim Wasserlassen.

  • Bei Männern bilden sich die Bläschen vor allem auf der Vorhaut, dem Penisschaft und den Hoden. Auch der Analbereich, Po sowie Oberschenkel können betroffen sein.

Genitalherpes: Verlauf und Spätfolgen

Der Verlauf von Genitalherpes ist immer individuell. Eine erste Infektion heilt meist auch ohne Behandlung innerhalb von etwa 20 Tagen ab. Bei erneuten Ausbrüchen, sogenannten Rezidiven, sind die Beschwerden meist milder und klingen im Durchschnitt innerhalb von 10 Tagen wieder ab.

Wie häufig Rückfälle auftreten, hängt vom jeweiligen Virus-Typ ab:

  • Bei einer Infektion mit Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) erleben etwa 20 bis 50 Prozent der Betroffenen innerhalb eines Jahres mindestens 1 weiteren Ausbruch.

  • Bei einer HSV-2-Infektion kommt es bei 70 bis 90 Prozent der Patient*innen im ersten Jahr nach der Erstinfektion zu 1 bis 4 Schüben. Im weiteren Verlauf werden die Ausbrüche jedoch in der Regel seltener.

Mögliche Komplikationen und Spätfolgen

In den meisten Fällen heilt Genitalherpes ohne bleibende Schäden aus. Gelegentlich können die folgenden Komplikationen oder Spätfolgen auftreten:

  • Superinfektionen: Während der akuten Infektion ist die Haut in der betroffenen Region besonders empfindlich. Wenn die Bläschen aufplatzen, können Bakterien oder Pilze eindringen und zu zusätzlichen Infektionen führen.

  • schwere Verläufe bei Immunschwäche: Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Kindern kann es zu einem besonders schweren, selten auch lebensbedrohlichen Verlauf kommen. 

  • erhöhtes HIV-Risiko: Durch die offenen Hautstellen bei Genitalherpes können HI-Viren leichter eindringen, sodass das Risiko einer HIV-Infektion während eines Ausbruchs erhöht ist.

  • Komplikationen in der Schwangerschaft: Bei einer erstmaligen Infektion kurz vor der Geburt kann das Virus auf das Neugeborene übertragen werden und schwere Komplikationen verursachen. 

Wie wird Genitalherpes diagnostiziert?

Bei Symptomen, die auf einen Genitalherpes hindeuten, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Anlaufstelle kann die hausärztliche, gynäkologische oder urologische Praxis sein.

Die*der Ärztin*Arzt erkundigt sich zunächst nach den genauen Symptomen und eventuellen Vorerkrankungen. Anschließend erfolgt eine Untersuchung des Intimbereichs. Um andere Erkrankungen wie eine Infektion mit Pilzen oder Chlamydien auszuschließen, ist oft eine Laboruntersuchung notwendig. Zum Beispiel:

  • Abstrich und Viruskultur: Aus einer frischen Bläschenflüssigkeit oder von der betroffenen Hautstelle wird ein Abstrich entnommen und ins Labor geschickt. Dort kann das Herpesvirus direkt nachgewiesen werden, zum Beispiel durch Anlegen einer Viruskultur.

  • PCR-Test: Die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) gilt als die zuverlässigste Methode zum Nachweis von Herpes-simplex-Viren.

  • Antikörpertest: Mit einem Bluttest können Antikörper gegen Herpes-simplex-Viren nachgewiesen werden. Dieser Test gibt Hinweise darauf, ob bereits früher eine Infektion mit HSV-1 oder HSV-2 stattgefunden hat. Allerdings eignet sich der Antikörpertest meist nicht für die Diagnose einer aktuellen Infektion, da die Antikörperbildung erst nach einiger Zeit einsetzt.

Wie lässt sich Genitalherpes vorbeugen?

Vor allem sexuell aktive Menschen haben ein erhöhtes Risiko, sich mit Herpes im Genitalbereich anzustecken. Um die Gefahr einer Infektion zu verringern, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:

  • bei einem akuten Ausbruch auf Sex verzichten: Während sichtbare Bläschen oder Wunden bestehen, ist die Ansteckungsgefahr besonders hoch.

  • Kondome und Lecktücher verwenden: Selbst wenn sich keine Bläschen zeigen, empfiehlt es sich, Kondome oder Lecktücher zu verwenden. Sie können eine Ansteckung nicht vollständig verhindern, aber das Risiko deutlich senken.

  • Offenheit gegenüber Sexpartner*innen: Wer von einer Infektion weiß, sollte das offen ansprechen. So kann das Risiko einer Ansteckung realistisch eingeschätzt und gemeinsame Schutzmaßnahmen ergriffen werden.