Frau mit Modell des Darms auf dem Bauch
© Getty Images/Peter Dazeley
Anhaltende Darmbeschwerden

Morbus Crohn: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von: Antje Fischer (Medizinautorin), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.05.2025

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die in Schüben verläuft. Durch die entzündlichen Veränderungen im Darm treten häufig krampfartige Bauchschmerzen und anhaltender Durchfall auf. Infolge des häufigen Stuhlgangs und wiederholten Pressens kann es zusätzlich zu vergrößerten Hämorrhoiden kommen, die weitere Beschwerden verursachen. Welche Behandlung hilft bei Morbus Crohn?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Morbus Crohn

Typische Beschwerden sind wiederkehrender Durchfall, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und Fieber. Auch Blut im Stuhl, Müdigkeit und schmerzhafte Veränderungen im Analbereich können auftreten. Bei manchen Betroffenen zeigen sich zusätzlich Entzündungen an Haut, Augen oder Gelenken.

Morbus Crohn selbst verursacht keine vergrößerten Hämorrhoiden. Die Erkrankung kann aber den Analbereich stark belasten, etwa durch häufige Durchfälle. Mitunter erhöht sich dadurch das Risiko, dass sich Hämorrhoiden krankhaft vergrößern oder sich ein bestehendes Hämorrhoidalleiden verschlimmert.

Nein, Morbus Crohn ist derzeit nicht heilbar. Die Krankheit verläuft schubweise und kann mit Medikamenten oftmals gut kontrolliert werden. Ziel ist es, Symptome zu lindern und beschwerdefreie Phasen möglichst lange aufrechtzuerhalten.

Eine spezielle Morbus-Crohn-Diät gibt es nicht. Grundsätzlich sollte man bei einem akuten Schub keine fettigen und schwer verdaulichen Lebensmittel essen. Auch Alkohol, scharfe Gewürze und koffeinhaltige Getränke sollten gemieden werden.

Was ist Morbus Crohn?

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die in Schüben verläuft. Dabei wechseln sich Zeiten mit starken Beschwerden und symptomfreien Phasen ab. Typisch sind anhaltende oder wiederkehrende Bauchschmerzen und häufiger Durchfall.

Die Entzündungen können alle Bereiche des Magen-Darmtrakts betreffen – von der Mundhöhle bis zum After. Meist befällt die Erkrankung allerdings die Darmwand des Dünndarms und des Dickdarms. 

In Deutschland sind über 400.000 Menschen von Morbus Crohn betroffen, Frauen und Männer gleichermaßen. Die meisten Menschen erkranken im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Morbus Crohn kann aber auch bei Kindern und älteren Menschen auftreten.

Morbus Crohn reizt den Analbereich

Die typischen Beschwerden bei Morbus Crohn können den Afterbereich wiederholt stark reizen und dazu führen, dass sich Hämorrhoiden krankhaft vergrößern und Beschwerden verursachen.

Zudem treten bei Morbus Crohn häufiger sogenannte perianale Komplikationen auf – darunter Analfisteln, Analfissuren oder Abszesse im Afterbereich. Fisteln sind röhrenartige Gänge, die sich zwischen dem Darm und der Haut bilden können. Bei einem Abszess am Po handelt es sich um eine schmerzhafte Eiteransammlung im Gewebe. Eine genaue ärztliche Diagnose ist wichtig, um Beschwerden im Analbereich richtig einzuordnen.

Morbus Crohn: Häufige Symptome

Morbus Crohn verläuft in Schüben. Symptome sind also nicht immer vorhanden, sondern treten nur phasenweise auf. Sie können aber über mehrere Wochen anhalten. Der Abstand zwischen den einzelnen Schüben, die Häufigkeit oder die Dauer der Phasen sind bei jedem Menschen mit Morbus Crohn individuell.

Zu den Symptomen gehören:

  • Bauchschmerzen: oftmals äußern sich die Schmerzen im rechten Unterbauch
  • Durchfall: häufig mehrmals täglich, teilweise mit Schleim oder Blut im Stuhl
  • Gewichtsverlust
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber
  • Erschöpfung
  • allgemeines Krankheitsgefühl

Zudem kann es zu verschiedenen Veränderungen am After kommen. Dazu gehören beispielsweise Fissuren, Abszesse oder Fisteln. Mitunter entstehen im Zusammenhang mit Morbus Crohn Stenosen (Darmverengungen) oder Geschwüre im Darm.

Beschwerden außerhalb des Verdauungstrakts

Morbus Crohn betrifft nicht nur den Darm. Etwa ein Drittel der Betroffenen entwickelt zusätzlich Beschwerden an anderen Stellen des Körpers. Mögliche sogenannte extraintestinale Symptome sind:

  • Entzündungen der Haut
  • Gelenkbeschwerden, vor allem an Knien oder Sprunggelenken
  • Aphthen (kleine, schmerzhafte Geschwüre im Mund)
  • Augenentzündungen
  • Funktionsstörungen der Leber oder Galle
  • Nierensteine
  • Osteoporose (Knochenschwund)

Ursachen für Morbus Crohn

Die genauen Ursachen für Morbus Crohn sind bisher nicht vollständig geklärt. Fachleute vermuten, dass verschiedene Auslöser und Risikofaktoren die Krankheit begünstigen und zu einem Ausbruch beitragen können. Dazu gehören:

  • genetische Veranlagung: Etwa 20 Prozent der an Morbus Crohn Erkrankten haben eine Veränderung im sogenannten NOD2-Gen, die das Risiko für Morbus Crohn erhöht. Mittlerweile ist bekannt, dass auch andere Gene mutieren können und Morbus Crohn begünstigen.

  • gestörte Darmbarriere: Bei Morbus Crohn ist die Schutzfunktion der Darmschleimhaut beeinträchtigt. Normalerweise verhindert sie, dass Darmbakterien in die Darmwand eindringen. Ist diese Barriere gestört, reagiert das Immunsystem auf die Eindringlinge – es entstehen chronische Entzündungen.

  • Überreaktion des Immunsystems: Das Immunsystem reagiert stärker als bei gesunden Menschen auf verschiedene Auslöser wie Viren oder Bakterien. Die Überreaktion führt zu dauerhaften Entzündungen der Darmwand.

  • Rauchen: Wer raucht, hat ein höheres Risiko an Morbus Crohn zu erkranken als nichtrauchende Personen. Bei Raucher*innen verläuft die Krankheit zudem oft schwerer.

Stress oder psychische Erkrankungen wie Depressionen gelten nicht als Ursache von Morbus Crohn. Sie können aber bestehende Beschwerden verschlimmern oder neue Schübe begünstigen. Umgekehrt kann die chronische Darmentzündung Betroffene psychisch sehr belasten.

Behandlung: Was hilft bei Morbus Crohn?

Morbus Crohn ist bislang nicht heilbar. Ziel der Behandlung ist es deshalb, akute Schübe zu lindern, Entzündungen zu minimieren und längere Phasen ohne Krankheitssymptome zu erreichen. Dafür stehen verschiedene Medikamente und unterstützende Maßnahmen zur Verfügung – abhängig vom Verlauf und der Schwere der Erkrankung.

Medikamente gegen akute Beschwerden

Bei einem akuten Schub helfen mitunter

  • Kortisonpräparate wie Prednisolon oder Budesonid, die stark entzündungshemmend wirken,
  • Schmerzmittel und krampflösende Medikamente sowie
  • Mittel gegen Durchfall, wenn dieser stark ausgeprägt ist.

Kortison wird meist für einen begrenzten Zeitraum verabreicht, um die Entzündung schnell zu stoppen. 

Langfristige Behandlung mit Immuntherapie

Um die Zahl der Schübe zu verringern und Entzündungen dauerhaft zu unterdrücken, können Immunsuppressiva wie Azathioprin oder Methotrexat zum Einsatz kommen. Diese Medikamente dämpfen das überaktive Immunsystem.

Bei schweren Verläufen oder wenn andere Mittel nicht ausreichend wirken, können auch Biologika wie

  • Infliximab,
  • Vedolizumab oder
  • Ustekinumab

eingesetzt werden. Sie greifen gezielt in die Entzündungsvorgänge ein und werden meist per Injektion verabreicht.

Auch entzündungshemmende Wirkstoffe wie Mesalazin (aus der Gruppe der Salicylate) können bei leichteren Verläufen helfen, gelten jedoch bei Morbus Crohn als weniger wirksam als bei Colitis ulcerosa.

Therapie von Komplikationen

Treten Fisteln, Abszesse oder starke Verengungen im Darm auf, kann eine zusätzliche Therapie nötig sein – zum Beispiel mit Antibiotika oder durch operative Eingriffe. Dabei wird der betroffene Darmabschnitt entfernt, um Komplikationen zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern. Vor jeder OP wird sorgfältig abgewogen, ob andere Maßnahmen ausreichen.

Weitere Behandlungsmaßnahmen

Da bei Morbus Crohn häufig Vitamine und Mineralstoffe schlecht aufgenommen werden, ist es wichtig, bestehende Mängel zu erkennen und auszugleichen. Besonders häufig fehlen:

  • Vitamin B12, Folsäure, Vitamin D sowie
  • Eisen, Kalzium und Zink.

Bei Bedarf kann die behandelnde Fachkraft entsprechende Nahrungsergänzungsmittel verordnen. Auch eine Ernährungsberatung kann helfen, Mangelzuständen vorzubeugen – gerade bei Untergewicht oder stark eingeschränkter Nahrungsaufnahme.

Rauchen hat nachweislich einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Wer das Rauchen aufgibt, senkt das Risiko für neue Schübe häufig deutlich.

Ernährung bei Morbus Crohn

Eine spezielle Diät gibt es bei Morbus Crohn nicht. Dennoch spielt die Ernährung eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden und den Verlauf der Erkrankung.

In ruhigen Krankheitsphasen (Remission) wird eine vollwertige Mischkost empfohlen, die individuell gut vertragen wird. Dazu gehören:

  • Gemüse, Obst, Kartoffeln und Vollkornprodukte als Vitamin- und Ballaststofflieferanten

  • pflanzliche Öle und Nüsse wegen ihrer ungesättigten Fettsäuren

  • Milchprodukte, Eier, Fisch und mageres Fleisch als Quellen für Eiweiß, Vitamin B12 und Mineralstoffe

Wichtig ist, Unverträgliches konsequent wegzulassen – z. B. bestimmte Zuckerarten bei Fruktoseintoleranz oder schwer verdauliche Rohkost, wenn sie Beschwerden auslöst. Ein Ernährungstagebuch kann helfen, individuelle Auslöser zu erkennen.

Ernährung während eines Schubs

In akuten Schüben reagiert der Darm besonders empfindlich. Dann ist oft eine leichte, ballaststoffarme Kost besser verträglich – zum Beispiel:

  • gekochtes, mild gewürztes Gemüse
  • geschältes Obst
  • Weißbrot oder Reis
  • fettarme Milchprodukte

Bei schweren Verläufen oder starkem Gewichtsverlust kann auch eine ärztlich begleitete Ernährungstherapie mit Trinknahrung oder Sondennahrung erforderlich sein.

Morbus Crohn: Diagnose und Untersuchungen

Bei Morbus Crohn können alle Abschnitte des Verdauungstrakts betroffen sein – von der Mundhöhle bis zum Anus. Um die chronisch-entzündliche Erkrankung zu erkennen, sind meist mehrere Untersuchungen nötig.

Zu Beginn erfolgt ein ausführliches Gespräch (Anamnese). Die ärztliche Fachkraft erfragt die genauen Beschwerden, mögliche Vorerkrankungen und persönliche Risikofaktoren – etwa, ob andere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen in der Familie vorkommen oder ob die betroffene Person raucht.

Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren

Um die Diagnose zu sichern, erfolgen in der Regel Laboruntersuchungen von Stuhl und Blut. Eine wichtige Rolle spielen außerdem bildgebende Verfahren wie:

  • Ultraschall
  • MRT oder CT
  • endoskopische Untersuchungen wie Gastroskopie (Magenspiegelung) oder Koloskopie (Darmspiegelung)

Bei einer Darmspiegelung können zusätzlich Gewebeproben (Biopsien) entnommen und im Labor untersucht werden. Nur so lässt sich Morbus Crohn sicher von anderen Darmerkrankungen unterscheiden – etwa von Colitis ulcerosa, Reizdarmsyndrom oder Infektionen.

Abgrenzung zu anderen Ursachen

Auch andere Auslöser für Verdauungsbeschwerden müssen ausgeschlossen werden – darunter:

  • Lebensmittelunverträglichkeiten (z. B. Laktoseintoleranz)
  • Medikamentenunverträglichkeiten
  • Magen-Darm-Infekte

Gerade bei Beschwerden im Analbereich – wie Schmerzen, Nässen oder Schwellungen – ist eine gründliche Abklärung wichtig. Denn Fisteln oder Abszesse bei Morbus Crohn lassen sich nicht immer leicht von anderen Erkrankungen wie vergrößerten Hämorrhoiden unterscheiden.

Morbus Crohn: Verlauf und Prognose

Morbus Crohn verläuft individuell verschieden. Bei manchen Patient*innen kommt es regelmäßig zu Schüben, bei anderen liegt die Erkrankung über Jahre nahezu still. Rückfälle erleben jedoch fast alle Betroffenen. 

Trotz der chronischen Entzündung ist Morbus Crohn nicht zwangsläufig fortschreitend. Viele Menschen können mit der richtigen Behandlung und einem angepassten Lebensstil lange beschwerdefrei leben. Entscheidend ist, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen, gut zu begleiten und Komplikationen rechtzeitig zu behandeln.