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Expertin im Gespräch

Interview: "Nach einer Operation für weichen Stuhl sorgen"

Nach einer Hämorrhoiden-OP klagen viele Menschen über Schmerzen und eine langsame Genesung. Wie lange dauert die Heilung der Hämorrhoiden und wie können Betroffene sie unterstützen? Gastroenterologin und Lifeline-Expertin Dr. Elisabeth Hackenberg gibt Auskunft.

Klinikpersonal wäscht Hände
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Lifeline: Wie lange dauert die Heilung nach einer Hämorrhoiden-OP?

Dr. Elisabeth Hackenberg: Das hängt sehr von der Art der Operation ab. Der klassische Eingriff ist das Milligan-Morgan-Verfahren. Dabei werden die Hämorrhoidenknoten mit der Schleimhaut entfernt, die Wundflächen bleiben offen. Es dauert zirka drei Wochen bis die erste Heilungsphase abgeschlossen ist. Komplett verschwinden diese Veränderungen aber erst nach vier bis sechs Wochen. Der problematische Punkt ist nämlich, dass die Wunde beim Stuhlgang immer wieder verunreinigt wird. Das ist ganz normal, stört aber nach einer Operation die Heilung.

Es gibt auch OP-Methoden, die gewebeschonender arbeiten: Die HAL-Methode ist etwa ein Umstechungsverfahren, bei dem keine großen Wundflächen bleiben. Bei der Longo-Methode, auch Stapler-Methode genannt, werden die vergrößerten Knoten abgetragen und es erfolgt eine Art Wundverschluss. Deswegen erleben Patienten weniger Probleme bei der Wundheilung. Doch diese Verfahren werden nicht überall angeboten. Außerdem eignen sie sich nicht für jeden Patienten. Wenn die Hämorrhoidenknoten stark vergrößert sind, kommen diese Methoden nicht mehr in Frage.

Alle Verfahren, die mit kleinen Wunden einhergehen, machen Patienten nach der Operation zwar weniger Probleme. Auf der anderen Seite sind diese Methoden aber auf Dauer nicht so erfolgreich wie die offenen Wundbehandlungen. Je radikaler operiert wird, desto besser ist der längerfristige Effekt.

Wie können Patienten den Heilungsprozess fördern?

Dr. Elisabeth Hackenberg: Sie sollten dafür sorgen, dass sie einen weichen Stuhl haben. In der Situation nach einer Hämorrhoiden-Operation sind auch Abführmittel erlaubt. Es ist außerdem wichtig, die Wundflächen sehr gut sauber zu halten. Das macht man am besten durch kurze Sitzbäder. Wasser reicht, aber man kann auch Zusatzstoffe wie Kamille nehmen, die die Wunde ein bisschen beruhigen und pflegen. Salben sind nach einer Operation nicht sinnvoll. Sie können nichts ausrichten, sorgen höchstens für neue Bakterienbesiedlungen.

Für die Heilung ist es ganz wichtig, dass Luft an den After kommt. Deshalb sollten Patienten keine synthetische Unterwäsche tragen, sondern welche aus Baumwolle. So kann sich keine Feuchtigkeit bilden, auch der Schweiß wird aufgesaugt. Bei einer frisch operierten Wunde in der Po-Region sind Schmerzmittel meist unumgänglich. Konventionelle Tropfen oder Tabletten sind in dieser akuten Situation absolut sinnvoll. Kritisch wird es erst, wenn die Leute dauerhaft Schmerzmittel einnehmen. Um die Probleme beim Sitzen zu schmälern, helfen Luftkissenpolster oder einfache Schwimmringe.

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Vorbeugen ist natürlich besser als operieren. Wer ist besonders anfällig für Hämorrhoiden?

Dr. Elisabeth Hackenberg: Ich habe den Eindruck, dass Frauen etwas häufiger betroffen sind als Männer. Viele erleben in der Schwangerschaft Beschwerden. Dabei fallen oft drei Faktoren zusammen: Das Kind drückt auf den Beckenboden, das Gewebe wird durch die Hormonumstellung sehr weich und es kommt zu Verstopfungen. Hämorrhoiden sind ja etwas ganz Natürliches. Sie unterstützen den Schließmuskel und verhindern, dass Stuhl und Gase unkontrolliert austreten. Zum Problem werden sie erst, wenn sie sich vergrößern, jucken und schmerzen.

Und was kann man gegen Hämorrhoiden tun?

Dr. Elisabeth Hackenberg: Um vergrößerte Hämorrhoiden zu verhindern, ist ganz entscheidend, auf der Toilette nicht zu pressen. Grundsätzlich sollte jeder auf einen weichen Stuhl achten, um Hämorrhoiden vorzubeugen. Dabei hilft eine ballaststoffreiche Ernährung, Bewegung und viel trinken. Ratsam sind zwei bis drei Liter Mineralwasser, Früchte- oder Kräutertee pro Tag.

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