Ist von Darmkrebs die Rede, betrifft das in 95 Prozent der Fälle den Dickdarm (Kolon) oder Enddarm (Mastdarm oder Rektum), Ärzte sprechen dann von einem kolorektalem Karzinom. Krebs im Dünndarm ist sehr selten. Bei Darmkrebs entstehen Wucherungen auf der Darmschleimhaut, die auch Darmpolypen oder Adenome genannt werden. Doch nicht alle Polypen sind bösartig, 90 Prozent sind ungefährlich.
Artikelinhalte im Überblick:
- Symptome von Darmkrebs
- Ursachen und Risikofaktoren
- Diagnose von Darmkrebs
- Darmkrebs behandeln
- Leben nach dem Krebs
Symptome: Schwarzer Stuhl mögliches Anzeichen für Darmkrebs
Blut auf dem Stuhl oder Toilettenpapier sind für Menschen mit vergrößerten Hämorrhoiden nichts Neues. Kein Grund zum Arzt zu gehen, denken sie und riskieren schwerwiegende Folgen. Vor allem, wenn es sich nicht um frisches, hellrotes Blut handelt, sondern um schwarzen Stuhl.
Chemische Reaktionen im Darm können den roten Blutfarbstoff Hämoglobin so verändern, dass die Farbe des Bluts nach schwarz umschlägt. Kleinere Blutbeimengungen sind hingegen oftmals mit dem bloßen Auge gar nicht zu erkennen und können nur durch gezielte Testverfahren nachgewiesen werden. In diesen Fällen wird von okkulten (verborgenen) Blutungen gesprochen.
Die Symptome für Darmkrebs sind häufig unspezifisch:
- Blut im Stuhl
- Bluten oder Sekretabgang beim Stuhlgang
- Bei Blähungen entweicht etwas Blut, Schleim oder Stuhl
- veränderte Stuhlgewohnheiten, zum Beispiel Wechsel von Verstopfung und Durchfall
- wiederholte, krampfartige Bauchschmerzen, die länger als eine Woche anhalten
- Bleistiftstuhl
- laute Darmgeräusche, Rumoren, starke anhaltende Blähungen
- häufiger Stuhldrang und auffallend übel riechender Stuhl
- Blässe, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall, Gewichtsabnahme
- tastbare Verhärtungen im Bauchraum und vergrößerte Lymphknoten
Patienten mit Darmkrebs leiden nicht an allen Symptomen oder in einer bestimmten Reihenfolge. Das Ausmaß und Auftreten der Anzeichen bei Darmkrebs sind sehr individuell. Ebenso können sie auf andere Erkrankungen, wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und vergrößerte Hämorrhoiden hinweisen.
Ursachen und Risikofaktoren bei Darmkrebs
Die meisten Tumoren im Darm entstehen zufällig. Aber auch Umwelteinflüsse, wie Infektionen, Umweltgifte oder Strahlen können Krebs hervorrufen. Normalerweise arbeitet das Immunsystem des Körpers gegen solche Zellveränderungen, erkennt sie als schädlich und beseitigt sie. Ist die Abwehr zum Beispiel durch das Alter, Bewegungsmangel, Übergewicht, übermäßigen Alkoholkonsum, eine ballaststoffarme Ernährung und Rauchen beeinträchtigt, kann es die Aufgabe nicht mehr bewältigen. Ebenso sind Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa stärker gefährdet.
Darüber hinaus besteht ein familiäres beziehungsweise genetisches Risiko für Darmkrebs. Sind Blutsverwandte ersten Grades bereits an Darmkrebs erkrankt, ist die Wahrscheinlichkeit statistisch höher selbst an Krebs zu erkranken, etwa zwei- bis dreimal so hoch. Das gilt auch für das Vorkommen von Darmpolypen. Bei Verwandten zweiten Grades ist das Krebsrisiko dagegen nur noch leicht erhöht.
Diagnose: Koloskopie kann Darmkrebs ausschließen
Die Darmspiegelung ist die wichtigste Untersuchung bei Darmkrebs. Hier wird die Darmschleimhaut mit einem langen, dünnen und fingerdicken Schlauch mit Kamera begutachtet. Er wird in den After eingeführt und dann in den Dickdarm weitergeschoben.
Bei der Koloskopie, der großen Darmspiegelung, wird der gesamte Darm begutachtet. Zur Untersuchung müssen Patienten nüchtern erscheinen, sie dürfen ab dem Abend vorher nichts mehr essen. Bei ängstlichen Patienten können auch Medikamente zur Sedierung eingesetzt werden. Bei 62 von 1.000 Untersuchungen werden gefährliche Darmpolypen entdeckt, die noch während der Untersuchung mittels Schlinge beseitigt werden können. Darüber hinaus hat der Operierende die Möglichkeit Gewebeproben (Biopsien) zu entnehmen. Die Untersuchung dauert etwa 20 bis 30 Minuten, danach kann der Patient nach Hause gehen. Eine Darmspiegelung verläuft in der Regel ohne Komplikationen und verursacht nur in seltenen Fällen Blutungen.
Befindet sich der Tumor im letzten Darmabschnitt kann zusätzlich eine Spiegelung des letzten Dickdarmabschnitts vor dem Mastdarm (Sigmoidoskopie) und Rektoskopie (Mastdarm-Spiegelung) durchgeführt werden. Hiermit kann die Lage des Krebs genauer bestimmt werden. Sie kann Aufschluss über den Zustand des Schließmuskels, der vom Rektumkarzinom betroffen ist, geben und bei der Frage nach einem künstlichen Darmausgang (Stoma) helfen.
Stuhltest und virtuelle Darmspiegelung
Mittels Stuhltest, auch Papierstreifentest oder Okkultblut-Test genannt, kann nicht sichtbares Blut im Stuhl nachgewiesen werden. Diese Untersuchung wird von der Krankenkasse übernommen, für Männer und Frauen zwischen 50 und 55 jährlich ein Test. Nach dem 55. Lebensjahr bezahlen Kassen alle zwei Jahre einen Stuhltest oder einmal in zehn Jahren eine Darmspiegelung. Besteht eine familiäre Vorbelastung, also durch Eltern und leibliche Geschwister, übernimmt die Krankenkasse die Darmspiegelung auch vor dem 55. Lebensjahr. Stuhltests sind in Arztpraxen erhältlich und können zu Hause durchgeführt werden. Allerdings kann Blut im Stuhl auch auf Hämorrhoiden hinweisen.
Eine weniger gängige Methode ist die sogenannte CT-Kolonographie, oft auch virtuelle Darmspiegelung genannt. Hier werden mithilfe von Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) Schnittbilder des Darms erstellt. Von Vorteil ist, dass kein Schlauch in den After eingeführt werden muss. Die Nachteile: Es können nur größere Polypen erkannt werden und die Möglichkeit diese in einem Schritt zu entnehmen, entfällt.
Therapie: Wie kann Darmkrebs behandelt werden?
Die Behandlung bei Darmkrebs hängt stark vom Stadium ab. Oft machen sich eindeutige Symptome allerdings erst in den letzten Stadien bemerkbar, wenn der Darmkrebs nicht mehr heilbar ist. Eine frühe Diagnose ist in den meisten Fällen nur durch Vorsorgeuntersuchungen möglich.
Im Stadium 0 ist Darmkrebs sehr gut behandelbar. Hier haben sich Zellen erstmals an der obersten Schicht der Schleimhaut angesiedelt und können bei einer Endoskopie entfernt werden. Eine Operation oder Chemotherapie sind nicht nötig, da sich noch keine Metastasen gebildet haben. Es können Kontroll-Darmspiegelungen erfolgen.
In Stadium I sind die Krebszellen auf die Muskelschicht des Darms begrenzt. Es hat sich ein kleinerer Tumor gebildet, der in der Regel endoskopisch entfernt werden kann. Weitere Therapie-Ansätze sind nicht notwendig. Die Überlebenschancen sind sehr gut.
In Stadium II hat der Darmkrebs die äußere Darmwand erreicht, beziehungsweise ist in nebenliegendes Gewebe eingewachsen. Hier lautet die Fünfjahres-Überlebensrate: Von 100 Patienten leben nach fünf Jahren noch 70-85 Erkrankte. Der Tumor muss operiert und vollständig entfernt werden. Sitzt er im Bereich des Dickdarms, reicht eine Operation. Auf die Entfernung eines Tumors im Rektum folgt in der Regel eine Chemotherapie.
Stadium III kennzeichnet den Befall von umliegenden Lymphknoten. Wird der Krebs operativ entfernt, bleiben Krebszellen in den Lymphknoten zurück und können Metastasen in anderen Organen bilden. Deshalb wird bei Dickdarmkrebs zusätzlich eine Chemotherapie durchgeführt. Bei einem Tumor im Rektum eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie.
In Stadium IV sind auch andere Organe befallen, man spricht von Metastasen. Hier geht es darum, nicht nur den Tumor im Darm zu entfernen, sondern auch Metastasen in anderen Organen. Sie können auch medikamentös verkleinert werden. Die Überlebensrate in diesem Stadium ist weitaus geringer. Wenn eine Operation nicht mehr möglich ist, weil der Krebs zu stark in benachbartes Gewebe eingewachsen ist, sich Metastasen gebildet haben und keine Chance mehr auf Heilung besteht, beziehen sich die Maßnahmen darauf, die Lebensqualität des Patienten zu steigern.
Kann Darmkrebs tödlich sein?
Jedes Jahr erkranken etwa 60.000 Menschen neu an Darmkrebs, circa 30.000 sterben jährlich - dabei sind Männer etwas häufiger betroffen als Frauen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 75 Jahren, nur etwa 10 Prozent der Patienten sind unter 55 Jahren. Seit 2002 haben gesetzlich Versicherte ab dem 50. Lebensjahr einen Anspruch auf einen jährlichen Stuhlbluttest, ab 55 auf eine Darmspiegelung alle zehn Jahre (Koloskopie). Statistiken zeigen, dass durch diese Maßnahmen schon hunderttausende Neuerkrankungen frühzeitig erkannt und eine Behandlung eingeleitet werden konnten.
Leben mit und nach Darmkrebs
Es ist weit verbreitet, dass Darmkrebs tödlich sein kann. Mit der Diagnose steht Patienten eine große Veränderung bevor. Umso wichtiger ist es, bestimmte Faktoren und Lebensweisen zu beachten. Es stehen vielfältige Rehabilitationsprogramme zur Verfügung, an denen Patienten stationär und ambulant teilnehmen können.
Ernährung: Appetitlosigkeit ist während und nach der Therapie oft ein ständiger Begleiter. Darauf folgt starker Gewichtsverlust. Darüber hinaus sind Darmfunktionen nach einer Operation oder während und nach einer Chemotherapie eingeschränkt. Zu große Malzeiten, blähende und schwer verdauliche Speisen können den Alltag erschweren. Bis sich der Darm von der Krankheit erholt hat, kann eine enterale Ernährungstherapie unterstützen. Hier werden Nährstoffe als Trink- oder Sondennahrung durch den Mund mit Hilfe einer Sonde verabreicht.
Darmfunktion: Werden Darmabschnitte entfernt, neigen Betroffene anfangs oft zu Durchfall. Auch hier muss der Darm sich erst wieder erholen. In einigen Fällen können Darmfunktionen nicht wiedererlangt werden.
Künstlicher Darmausgang (Stoma): Bleibt der Schließmuskel nach einem Rektumkarzinom nicht erhalten, muss der Patient mit einem künstlichen Darmausgang leben, einem Stoma. Bei einigen Patienten ist er nur vorübergehend notwendig, etwa wenn der Schließmuskel sich regenerieren kann. Stoma-Therapeuten sind eigens für die Unterstützung von Patienten ausgebildet und können bei der Handhabung im Alltag behilflich sein.
Stuhlinkontinenz: Saß der Tumor nah am After, kann es sein, dass Betroffene Probleme haben, den Stuhlabgang zu kontrollieren. Hier ist Geduld gefragt. Es hilft die Funktion der Muskeln durch Beckenbodentraining und Physiotherapie zu verbessern.
Ausreichend Bewegung: Auch körperliche Aktivität kann sich positiv auf die Rückfallquote auswirken. Bei der Frage nach dem Bewegungspensum und den Aktivitäten kann der behandelnde Arzt helfen
Psychische Unterstützung: Die seelische Belastung ist bei Darmkrebs sehr groß und zieht sich über viele Jahre. Betroffene setzen sich nicht nur mit dem Sterben, dem Tod und finanziellen Sorgen auseinander, sondern auch mit den Ängsten von Freunden und Angehörigen. In dieser Zeit brauchen Erkrankte besondere Unterstützung. Zusätzlich kann der Austausch mit Gleichgesinnten in Selbsthilfegruppen helfen, die Herausforderungen der Krebserkrankung zu überwinden.