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Darm rutscht aus dem After

Prolaps: Nicht mit Hämorrhoiden verwechseln

Meist erkennt man einen Rektumprolaps, oft auch Prolaps oder Darmvorfall genannt, beim Stuhlgang: Der Darm wölbt sich durch den After nach außen. Zieht er sich nicht von selbst in den After zurück, muss der Prolaps operiert werden.

Frau auf Toilette

Uta W.* war wegen starker Schmerzen am Gesäß ins Krankenhaus gefahren und hatte an allerlei Ursachen gedacht, doch daran nicht: Die Ärzte erklärten ihr, dass ein Stück des Mastdarms aus ihrem After hinge. Sie brachten den Darm zurück in seine normale Position, aber völlige Entwarnung gaben sie nicht: Bei einem weiteren Rektumprolaps, wie der Vorfall (Prolaps) des Mastdarms auch bezeichnet wird, müsse operiert werden.

Artikelinhalte im Überblick:

Die häufigsten Analerkrankungen

Schwacher Beckenboden ist Ursache des Prolaps

Es klingt ungewöhnlicher, als es ist: Ein Prolaps des Darms gehört zu den häufigsten Krankheiten des Enddarms bei Menschen ab 50 Jahren. Frauen sind besonders betroffen, weil ihr Beckenboden durch Schwangerschaften und Geburten stärker belastet wird als bei Männern. Sie leiden zudem häufiger an chronischer Verstopfung (Obstipation). Auch die Umstellung der Hormone während der Wechseljahre schwächt das Muskelgeflecht im Unterleib.

Typische Symptome: So erkennt man einen Prolaps

Infolge des erschlafften Beckenbodens ist es möglich, dass sich das unterste Stück des Mastdarms, das unmittelbar über dem Darmausgang liegt, in sich selbst einstülpt. Am Anfang ist davon nichts zu sehen – die meisten Betroffenen spüren aber ein starkes Druckgefühl.

Erst wenn der Prolaps fortschreitet, bewegt sich der Darm aus dem After heraus. Das passiere meistens beim Stuhlgang, sagt Proktologe Bernhard Lenhard. Anfangs gleitet der Darmabschnitt oft von selbst wieder in den Körper. Später müsse der Darm dann mit der Hand zurück in den After geschoben und der Prolaps dadurch behoben werden, berichtet der Facharzt.

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Rektumprolaps wird oft mit Hämorrhoiden verwechselt

Betroffene verwechseln einen Rektumprolaps oft mit vergrößerten Hämorrhoiden. Doch für einen Enddarmspezialisten wie Doktor Lenhard sind die beiden Erkrankungen etwas völlig anderes. "Bei einem Prolaps der Hämorrhoiden fallen die Gewebepolster aus dem After, weil sie stark vergrößert sind."

Dies ist bei Hämorrhoiden dritten und vierten Grades der Fall. Bei einem Rektumprolaps drückt sich die Wand des Mastdarms komplett aus dem After. Diese kann leicht acht bis zehn Zentimeter nach außen ragen", sagt Lenhard. Das unterscheidet einen Mastdarmvorfall auch von einem Analprolaps. Bei diesem wälzt sich lediglich die Afterinnenhaut nach außen.

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Welche Untersuchungen werden zur Diagnose durchgeführt?

Der Arzt wird den Betroffenen nach der Anamnese körperlich untersuchen. Durch Pressen wird der Prolaps dabei gezielt herbeigeführt. Um weitere Analkrankheiten oder Erkrankungen des Darms festzustellen, sollte eine Darmspiegelung durchgeführt werden. Handelt es sich um einen inneren Prolaps kann bei Bedarf eine Defäkografie gemacht werden, das ist eine radiologische Untersuchung der Stuhlentleerung. Ein dynamisches Beckenboden-MRT gibt Aufschuss über den Zustand des Beckenbodens.

Behandlung des Prolaps durch OP

Ein Prolaps des Mastdarms führt in der Regel dazu, dass der Patient seinen Darm nicht mehr vollständig entleeren kann. Schon deshalb sollte er die Analkrankheit fachgerecht behandeln lassen und sich nicht damit behelfen, den Darm in den After zurückzuschieben. Auf Dauer schwächt ein Prolaps des Darms nämlich den Schließmuskel und es kann sich eine Stuhlinkontinenz entwickeln, bei der unwillkürlich Stuhl abgeht.

Der Proktologe Lenhard rät daher zu einer schnellen Behandlung. "Dazu wird der Patient operiert und der Darm am Kreuzbein befestigt. Ist der Darm zu lang, wird er beim Eingriff gekürzt, bevor er fixiert wird", beschreibt er. Heutzutage erfolgt die Operation meistens minimal-invasiv. Bei diesem Schlüssellochchirurgie genannten Verfahren arbeitet der Operateur durch eine sehr kleine Öffnung in der Bauchhöhle. Das beschleunigt die Heilung der OP-Wunde und schont den Patienten.

Eine Alternative zur Operation gebe es bei einem Prolaps nicht, urteilt Doktor Lenhard. Nur bei Kindern könnten die Eltern zunächst abwarten, ob sich der Darm von selbst in den After zurückziehe. "Allerdings kommt ein Rektumvorfall bei Kindern sehr, sehr selten vor", sagt der Proktologe.

* Name geändert

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